Die beeindruckende romanische Kirche, die man als Kaiserdom Königslutter kennt, ist nicht nur ein historisches Denkmal oder die Heimat einer aktiven Kirchengemeinde, sondern auch ein Raum mit einer ganz besonderen Akustik, die sich für Konzerte – nicht nur mit der großen romantischen Domorgel – anbietet. Seit über 40 Jahren finden im September die Domkonzerte Königslutter statt, bei denen internationale Künstler und Ensembles Musik aller Epochen und der verschiedensten Stilrichtungen präsentieren. Vom Sinfonieorchester über Kammerorchester bis hin zu Soloinstrumentalisten, vom Knabenchor über Gospel bis zur A-cappella-Band kommt fast jede Besetzung hervorragend zur Geltung. Es kommt eben ein bisschen auf die Auswahl des Programms an, denn der Dom verfügt über einen langen Nachhall – den man nutzen kann.
Wenn man den Kaiserdom durch das Löwenportal betritt, wendet man sich nach links der großen Bühne zu, die in der Vierung steht und so hoch ist, dass man die Akteure von allen Plätzen sehen kann. Alle Plätze befinden sich im Mittelschiff der Kirche, die Sicht wird nicht durch Pfeiler gestört. Rund um die kaiserliche Grablege sind Stühle gestellt, dahinter finden sich die Kirchenbänke. In der Regel sind alle Plätze nummeriert.
Mit Beginn des Konzertes werden die Lichter in den mittelalterlich anmutenden Lampen gedimmt. Stimmungsvolle Beleuchtung auf der Bühne und in dem dahinter liegenden Chorraum unterstreichen die Wirkung der Musik, die den Raum komplett erfüllt, sich wie eine Welle durch die Basilika ausbreitet. Klang und Raum verschmelzen zu einer Einheit, in der sich die Besucher geborgen und getragen fühlen können oder auch mitgerissen werden. Der Raum atmet um einen herum im Rhythmus der Musik.
Neben dem großen Dom mit 18 Meter hohen Gewölben liegt der ehemalige Kreuzgang – romanisch gedrungen –, von dem der nördliche und westliche Flügel erhalten sind. Dabei bezaubert der nördliche Teil mit seiner außergewöhnlichen Säulenreihe, durch die eine Zweischiffigkeit entsteht. Jede Säule ist unterschiedlich dekoriert, jedes Kapitell ein Einzelstück. Im Winkel beider Galerien ist gerade ausreichend Raum für eine kleine Bühne, auf der maximal eine kleine Kammermusikbesetzung Platz findet. Egal ob tänzerische Holzbläser oder rasante Akkordeonfluten, ob glasklare Stimmen oder swingende Gitarren, die sich langsam senkende Dämmerung im herbstlichen Kreuzgang verstärkt den Eindruck der Abgeschiedenheit, die in der Architektur des Kreuzgangs durchaus beabsichtigt war.